Leider stehen in deinem interessanten Text zahlreiche Dinge, die von der neueren Forschung inzwischen als Legenden erkannt wurden. Das betrifft zum Beispiel die Rolle der Inquisition bei Hexenverfolgungen. Es gab in der 200jährigen Geschichte nur sehr kurze Phasen, in denen die I. in Hexenverfolgungen involviert war. Die meiste Zeit lehnte die katholische Kirche den Hexenglauben als Aberglauben ab. Die Inquisition sorgte in manchen Ländern (Spanien) sogar dafür, daß die Volksprogrome gegen angebliche Hexen eingestellt wurden. Päpstliche Dekrete verurteileten schon um1000nChr die Ermordung von "Hexen" und drohten sogar die Todesstrafe dafür an. Ausnahmefiguren wie der Fanatiker Konrad v. Marburg und der Betrüger Kramer, der den berüchtigten "Hexenhammer" verfassten, waren innerhalb der Kirche hoch umstritten. Die Inquisition war damals die einzige Art zu einem rechtlich einigermassen geregelten Prozess zu kommen, wobei die Folter als allerletztes Mittel strengen Beschränkungen unterworfen war (zB. Verbot der körperlichen Verstümmelung), im Gegensatz zu den weltlichen Akkusationsgerichten, in denen praktisch alles erlaubt war. War das Ziel der Inquisitoren eine Bekehrung, ging es bei den weltlichen Gerichten meist um Bestrafung und physische Vernichtung zwecks Belustigung der Massen.
Die Hexenverfolgung war meist eine Sache des Volkes,der Fürsten, der Juristen und nur am Rande des örtlichen Klerus, der sein Fähnchen nach dem Wind richtetet. (siehe die zeitgenösische Anklage Cautio Criminalis v. F. Spee)
Falsch ist auch, daß der Vatikan erst 1992 das heliozentrische Weltbild anerkannte. Richtig ist, daß der Papst 92 den Prozess gegen Galileo bedauerte und sehr differenziert aufarbeitete. Papst Urban VII, unter dem der zweite Prozess gegen Galileo geführt wurde, war ein Bewunderer und Förderer Galileos und das heliotentrische Weltbild war damals schon 100 Jahre alt und wurde auf den theologischen Universitäten offen diskutiert. Der Prozess war eine tragische Konsequenz aus Mißverständnissen, Provokationen und politischem Druck und lief ganz anders ab, als man sich das heute so vorstellt.
Über all das gibt es spannende Literatur. Ich emfehle dir zunächst einmal zu Inquisition und Hexenwahn
"Toleranz und Gewalt- Das Christentum zwischen Bibel und Schwert" von Arnold Angenendt
Hallo Andreas,
vielen Dank für Deinen interessanten und ausführlichen Beitrag!
Ich wusste schon, daß ganz früher allein der Glaube an Hexerei verboten war.
Das hat sich aber mit der Zeit geändert.
Spätestens nach der Verfolgung der Katharer und Albigenser.
Ich glaube, man kann überhaupt kein homogenes Bild über die Hexenverfolgung zeichnen, denn es war in jedem Landstrich, vielleicht sogar in jeder Ortschaft anders.
Das Buch, welches Du mir empfohlen hast, kenne ich noch nicht!
Ich werde es mir merken und falls ich wieder in dieser Richtung etwas lesen werden, dann werde ich Deinen Tip berücksichtigen.
falsche Vorstellungen
Leider stehen in deinem interessanten Text zahlreiche Dinge, die von der neueren Forschung inzwischen als Legenden erkannt wurden. Das betrifft zum Beispiel die Rolle der Inquisition bei Hexenverfolgungen. Es gab in der 200jährigen Geschichte nur sehr kurze Phasen, in denen die I. in Hexenverfolgungen involviert war. Die meiste Zeit lehnte die katholische Kirche den Hexenglauben als Aberglauben ab. Die Inquisition sorgte in manchen Ländern (Spanien) sogar dafür, daß die Volksprogrome gegen angebliche Hexen eingestellt wurden. Päpstliche Dekrete verurteileten schon um1000nChr die Ermordung von "Hexen" und drohten sogar die Todesstrafe dafür an. Ausnahmefiguren wie der Fanatiker Konrad v. Marburg und der Betrüger Kramer, der den berüchtigten "Hexenhammer" verfassten, waren innerhalb der Kirche hoch umstritten. Die Inquisition war damals die einzige Art zu einem rechtlich einigermassen geregelten Prozess zu kommen, wobei die Folter als allerletztes Mittel strengen Beschränkungen unterworfen war (zB. Verbot der körperlichen Verstümmelung), im Gegensatz zu den weltlichen Akkusationsgerichten, in denen praktisch alles erlaubt war. War das Ziel der Inquisitoren eine Bekehrung, ging es bei den weltlichen Gerichten meist um Bestrafung und physische Vernichtung zwecks Belustigung der Massen.
Die Hexenverfolgung war meist eine Sache des Volkes,der Fürsten, der Juristen und nur am Rande des örtlichen Klerus, der sein Fähnchen nach dem Wind richtetet. (siehe die zeitgenösische Anklage Cautio Criminalis v. F. Spee)
Falsch ist auch, daß der Vatikan erst 1992 das heliozentrische Weltbild anerkannte. Richtig ist, daß der Papst 92 den Prozess gegen Galileo bedauerte und sehr differenziert aufarbeitete. Papst Urban VII, unter dem der zweite Prozess gegen Galileo geführt wurde, war ein Bewunderer und Förderer Galileos und das heliotentrische Weltbild war damals schon 100 Jahre alt und wurde auf den theologischen Universitäten offen diskutiert. Der Prozess war eine tragische Konsequenz aus Mißverständnissen, Provokationen und politischem Druck und lief ganz anders ab, als man sich das heute so vorstellt.
Über all das gibt es spannende Literatur. Ich emfehle dir zunächst einmal zu Inquisition und Hexenwahn
"Toleranz und Gewalt- Das Christentum zwischen Bibel und Schwert" von Arnold Angenendt
Viele Grüße
vielen Dank für Deinen interessanten und ausführlichen Beitrag!
Ich wusste schon, daß ganz früher allein der Glaube an Hexerei verboten war.
Das hat sich aber mit der Zeit geändert.
Spätestens nach der Verfolgung der Katharer und Albigenser.
Ich glaube, man kann überhaupt kein homogenes Bild über die Hexenverfolgung zeichnen, denn es war in jedem Landstrich, vielleicht sogar in jeder Ortschaft anders.
Das Buch, welches Du mir empfohlen hast, kenne ich noch nicht!
Ich werde es mir merken und falls ich wieder in dieser Richtung etwas lesen werden, dann werde ich Deinen Tip berücksichtigen.